Exkursionen 2014

Exkursion nach Blaubeuren am 18. Oktober 2014

Urgeschichtliches Museum Blaubeuren

Am Samstag 18. Oktober fuhr der Freundeskreis des Archäologischen Museum Colombischlössle e.V. gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein Sektion Freiburg-Breisgau mit dem Bus nach Blaubeuren. Pünktlich um 07:00 Uhr machten wir uns auf die Fahrt nach Blaubeuren. Während der Fahrt informierten uns Manfred Müller und Herbert Lange sehr anschaulich über die archäologischen Funde und die naturkundlichen Gegebenheiten. So umfassend informiert waren wir gut vorbereitet für die ausführliche Führung durch das Museum. Nicht nur die ausgestellten Funde, auch die Zusammenhänge und die Deutung im Zusammenhang mit anderen Fundstätten in Europa wurden uns vermittelt. Bei schönstem Herbstwetter wanderten wir durch die bezaubernde Altstadt zum Blautopf und lauschten den Erläuterungen von Herbert Lange zu dem Leben in den Höhlen und die naturkundlichen Gegeben- und Besonderheiten der Steinzeit. Danach führte uns Manfred Müller durch das Kloster und beschrieb in klaren Worten die Szenen des Hochaltars der uns in Erinnerung bleiben wird. Spät erreichten wir wieder Freiburg, angefüllt mit schönen Andenken und vielen Informationen. Dank an alle Organisatoren für den gelungenen Tag.

Wo der Mensch wurde – das urgeschichtliche Museum Blaubeuren

Den Sammlungsschwerpunkt des urgeschichtlichen Museums in Blaubeuren (UrMu) bilden all die Funde, die in den vergangenen Jahrzehnten rund um das Lonetal entdeckt wurden. Die Gegend um die Schwäbische Alb ist vor allem wegen seiner zahlreichen Höhlen berühmt, die schon in der eiszeitlichen Altsteinzeit von Jägern und Sammlern bewohnt oder benutzt wurden. Aus diesen Höhlen stammen spektakuläre Funde: Die Venus vom Hohle Fels, eine menschliche, 40.000 Jahre alte Figur aus Elfenbein, gilt als das älteste Kunstwerk der Menschheit. Aus Flügeln eines Gänsegeiers stellten die Menschen der Eiszeit Flöten her – auch 40.000 Jahre alt, ebenfalls im UrMu zu sehen. Sie gehören zu den ersten Belegen für Musikinstrumente, die von Menschen gemacht wurden. Zahlreiche weitere Funde verblüffen die Besucher, wie etwa die eiszeitliche Figur eines Löwenmenschen oder ein schwarzer, steinerner Phallus. Beide wurden ebenfalls im Hohle Fels gefunden und sind im UrMu ausgestellt.

Neben den Funden selbst, bereitet die Dauerausstellung die Hintergründe zu diesen Funden und die damalige Lebenswelt der eiszeitlichen Jäger und Sammler klug auf. Immerhin können die Blaubeurener behaupten, dass in ihrer Gegend die Evolution des Menschen einen entscheidenden Schritt tat, da Kunst und Kultur hierihren Anfang nahmen.

Wer etwas mehr Zeit mitgebringt, kann auf verschiedenen Wanderwegen direkt zu den Fundstätten der eiszeitlichen Jäger und Sammler spazieren. Entsprechende Wanderkarten werden im Museumsshop angeboten. Die Touren heißen unter anderem „Die Spuren der Neandertaler“, „Die Kulturwiege der Menschheit“ oder „Höhlenreich“.

Seit Mitte Mai erstrahlt das Urgeschichtliche Museum in neuem Glanz: Es wurde aufwendig neu gestaltet und lockte bei seiner Neueröffnung am 18. Mai über 3000 Besucher an.

Christian John

Exkursion zur Grube Messel am 27. September 2014

Am Samstag 27. September 2014 fuhr der Freundeskreis des Archäologischen Museum Colombischlössle e.V. gemeinsam mit dem Deutsche Alpenverein Sektion Freiburg-Breisgau mit dem Bus zur Grube Messel. Die Leitung hatte Prof. Dr. Herbert Lange. Hier geht es zur Homepage der Grube Messel

UNESCO-Welterbe Grube Messel

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Tagebau im Ölschiefer wegen fehlender Rentabilität eingestellt. Zur Renaturierung sollte die Grube, sie liegt nordöstlich von Darmstadt, zunächst mit Müll aufgefüllt werden. Massive Proteste verhinderten das. 1995 erklärte die UNESCO die Grube Messel zum ersten Weltnaturerbe in Deutschland.

Der einmalig gute Erhaltungszustand der Fossilien

Mit moderner Präparationstechnik und der Überführung des Fossils aus dem sehr wasserhaltigen Gestein in Kunstharz zeigte sich, dass oft nicht nur die Knochen erhalten waren, sondern Embryonen, Mageninhalte, Hautschatten, Haare, Federn und Insekten mit den Farben ihres Chitinpanzers. Daher konnte man zusätzliche Informationen zur Lebensweise und zum Umweltbezug der fossil überlieferten Tiere und Pflanzen herauslesen. Es mussten nach dem Tod der Tiere und Pflanzen demnach nach dem Absinken der Leichen auf den Seegrund lebensfeindliche Bedingungen herrschen. Keine Aasfresser zerstörten die abgesunkenen Leichen. Dazu kommt, dass das umgebende und einbettende Sediment sehr feinkörnig war. Die Folge war, dass dadurch auch feinste Strukturen erhalten blieben.

Die Grube Messel ein Vulkanmaar

Lange Zeit konnte die Frage nach der Entstehung der Hohlform des ehemaligen Messeler Sees nicht geklärt werden. Doch konnten ab 1980 Forschungsbohrungen bis auf eine Tiefe von 433 Metern abgeteuft werden. Ihre Ergebnisse belegten, dass die Grube Messel ein alter erloschener Maarvulkan ist.

Durch das beginnende Absinken des Rheingrabens vor etwa 50 Millionen Jahren wurden ältere Störzonen in der Erdkruste wieder belebt und es kamen neue hinzu. In diese neuen Verwerfungen ist dann Magma entlang einer Schwächezone aufgestiegen und kurz unter Oberfläche auf eine grundwasserführende Kluft-und Verwerfungszone getroffen. Es kam zur explosionsartigen Bildung überhitztem und unter hohem Druck stehenden Wasserdampfes, der das umgebende Gestein stark zertrümmerte und letzteres bei seiner Ausdehnung weit über die Geländeoberfläche auswarf. Schon bald endete diese Vulkantätigkeit nach Monaten bis wenigen Jahren, denn das Magma erkaltete im Kontakt mit dem Wasser und bildete einen festen Basaltpfropf, der ein weiteres Nachströmen des Magmas unterband. Übrig blieb ein Explosionstrichter mit 2,4 Kilometern Durchmesser und einer Tiefe von über 300 Meter. Nur Grundwasser und Regenwasser füllten den Krater, denn er war an kein fließendes Wassernetz angeschlossen. Er liegt in einer das Gelände überragenden Gesteinsscholle.

Das Alter der Grube Messel

Bei der letzten Forschungsbohrung konnte ungestörtes Basaltmaterial gewonnen werden. Radiometrische Messungen ergaben ein Alter von 47,8 Millionen Jahren. Daraus folgt, dass der Maarsee sich zu dieser Zeit gebildet hat. Da alle Süßwasserseen mit der Zeit durch Sedimentation verlanden, blieb auch der Messeler Maarsee von diesem Schicksal nicht verschont. Allerdings erfolgte die von der Umgebung abgeschottete Schiefersedimentation – es bestand ja keine Verbindung zum Fließwassernetz – über knapp eine Million Jahre. Dann allerdings war auch der See verlandet. Die in den Ölschiefersedimenten erhaltene Floren-und Faunenelemente sind also nur geringfügig jünger als 47,8 Millionen Jahre. Da in den ca. 46 Millionen Jahren bis heute die Erdoberfläche rundhundert Meter durch Erosion abgetragen wurde, liegen heute nur die älteren Ölschieferschichten vor. Das heißt: Wir haben einen Einblick über eine nur sehr kurze Zeit der erdgeschichtlichen Periode der Tier- und Pflanzenevolution. Geologisch gesehen bedeutet das gleichsam nur einen Wimpernschlag. Doch der ist lohnenswert. Ist doch die fossil erhaltene Tier- und Pflanzenwelt sehr artenreich.

Die Formenvielfalt der fossilisierten Lebewesen

Nach der Vulkanerosion stellte sich in der Umgebung des Sees bald wieder ein Wald ein. Die Fossilien erzählen, dass es ein subtropischer Wald war. Damit herrschte zur Zeit des Messelsees ein subtropisches Klima. Zudem lag das Gebiet auf der Höhe von Sizilien und die Polkappen waren seiner Zeit eisfrei. Der tiefe See war damit sehr schnell in Temperaturzonen geschichtet – kaltes Wasser unten, warmes oben. In der unteren Hälfte war der See absolut sauerstofffrei, sodass die absinkenden Tier-und Pflanzenleichen sehr milde zersetzt wurden. Absinkendes einzelliges Pflanzenplankton wurde zu Öl und Wachse von Bakterien umgebaut. Fehlende Strömungen ließen die Leichen als Ganzkörperfossilien zurück. Zu Fossilien wurden neben den Seelebewesen auch zum Teil eingetragene Tierleichen und Pflanzenteile aus den umgebenden Wäldern. So wurden an Lebensformen erhalten: Mehrere Formen von Bakterien, 8 Familienvertreter der Farne, 101 Vertreter aus Familien der Samenpflanzen, sehr viele Käfer, Bienen, Wespen, Fliegen, Mücken und Termiten, 8 Fischarten, 5 Amphibienarten, 31 Reptilienarten, 50 Vogelarten und 45 Säugerarten darunter das berühmte Urpferdchen.

Herbert Lange

Sonderführung zur Ausgrabung am Predigerkloster